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Die Zeche Zollern ist ein stillgelegtes Steinkohle-Bergwerk im Nordwesten der Stadt Dortmund, im Stadtteil Bövinghausen. Es besteht aus zwei Schachtanlagen, die "unter Tage" zusammenhingen: Die Schachtanlage I/III (das heißt: die Schächte I und III) in Kirchlinde und die Schachtanlage II/IV in Bövinghausen.
Die Zeche Zollern II/IV ist heute einer von acht Museumsstandorten des dezentral angelegten Westfälischen Industriemuseums, das zugleich hier seinen Sitz hat. Die Zechenanlage ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).
Zollern II/IV entstand zwischen 1898 und 1904 als Musterzeche der Gelsenkirchener Bergwerks-AG (GBAG) und sollte wirtschaftliche Potenz und Modernität zum Ausdruck bringen. Die Förderung wurde 1903 aufgenommen und 1955 eingestellt. Endgültig stillgelegt wurde die Zeche im Jahre 1966.
Zollern gehört zu den architektonisch bemerkenswertesten Bergwerksanlagen des Ruhrgebietes. Hinter dem Zechentor erstreckt sich ein großer baumbestandener Platz. Der vordere Bereich der Tagesanlagen erinnert an eine dreiflügelige barocke Schlossanlage im Stil des Historismus der Jahrhundertwende. Die Architektur orientiert sich an dem Idealbild der norddeutschen Backsteingotik, das rote Ziegelmauerwerk wird durch Formsteine, Zierverbände und helle Putzfelder aufgelockert. Diese Gebäude entwarf der Architekt Paul Knobbe (1867–1956), der in jener Zeit einen großen Teil aller Neubauten der GBAG plante. Aufwändig ist auch das Innere der Lohnhalle gestaltet, das nach einer langen Zeit der Zweckentfremdung erst vor wenigen Jahren - wie alle Gebäude - sorgfältig restauriert wurde.
Tatsächlich war die Schachtanlage insgesamt jahrzehntelang ohne größere Veränderungen geblieben. Nur einzelne, verschlissene oder nicht mehr benötigte Teile der Anlage waren abgebrochen, verschrottet oder ersetzt worden. Darunter auch die originalen Fördertürme, die jedoch in den Jahren von 1986 bis 1988 durch baugleiche Türme einer benachbarten Zeche ersetzt wurden.
Ende der 1960er Jahre, als nach der Stilllegung ein vollständiger Abriss der Anlage zu befürchten war, erregte dann endlich das spektakulärste Gebäude der ganzen Anlage die Aufmerksamkeit der frühen Industriedenkmalpflege: die Maschinenhalle.
Die zentrale Maschinenhalle der Zeche war seinerzeit nicht mehr in massiver Bauweise (wie zunächst von Knobbe geplant) ausgeführt worden, sondern in der Hoffnung auf schnellere Fertigstellung als eine mit Backstein ausgefachte Eisenfachwerk-Konstruktion. Vorbild war die Ausstellungshalle der Gutehoffnungshütte auf der Rheinisch-Westfälischen Industrie- und Gewerbeausstellung Düsseldorf 1902, in der auch die elektrische Fördermaschine für den Schacht II (vor ihrer endgültigen Montage in Bövinghausen) ausgestellt wurde. Wie bei der Düsseldorfer Halle sorgte der Berliner Architekt Bruno Möhring (1863–1929) für die Ausschmückung der Maschinenhalle mit Details in Jugendstilformen, als deren Höhepunkt der Haupteingang mit farbiger Verglasung und einem geschwungenen Vordach (ähnlich den Pariser Metrostationen von Hector Guimard) gelten konnte. Das Vordach ist wohl schon in den 1930er Jahren nach einem Schaden abgebrochen worden, aber andere Einzelheiten ziehen noch heute den Betrachter in ihren Bann.
Wenn auch der Jugendstil für ein Industriebauwerk insgesamt eher ungewöhnlich war, so gab bzw. gibt es doch einige Beispiele für seine Verwendung im Zusammenhang mit Bauten der Elektrizität, z.B. das Wasserkraftwerk Heimbach-Hasenfeld in der Eifel, oder modernen Eisenkonstruktionen, z.B. bei der Berliner U-Bahn. Die Maschinenhalle erfüllt beide Kriterien: Sie war eine damals moderne Eisenkonstruktion, und sie beherbergte fortschrittliche Elektrotechnik, als auf anderen Zechen noch ohne Elektrizität gearbeitet wurde.
Neben dem architektonischen Wert der Anlage ist auch die technische Ausstattung hervorzuheben. In der Maschinenhalle sind die wichtigsten technischen Großgeräte wie Fördermaschinen, Kompressoren und Umformer weitgehend im Originalzustand erhalten. Von technikgeschichtlicher Bedeutung ist die Tatsache, dass auf Zollern erstmals alle wesentlichen Maschinen, also auch die Fördermaschinen, elektrisch betrieben wurden. Der Strom wurde ursprünglich in eigenen Generatoren erzeugt, die nicht mehr vorhanden sind.
Bei der Auslegung der technischen Anlagen wurde ebenfalls großer Wert auf Repräsentation gelegt. Augenscheinliche Beispiele sind die prächige marmorne Schalttafel mit ihrer Vielzahl von Originalinstrumenten oder die große Jugendstil-Uhr in der Maschinenhalle.
Unmittelbar vor der Zeche wurde bis 1904 - ebenfalls von Paul Knobbe - die Kolonie Landwehr errichtet. Sie besteht aus einer Direktorenvilla, 8 Steiger- und 23 Arbeiterhäusern. Die Gebäude sind, wie der vordere Teil der Zechenanlage, in Stil des Historismus entworfen worden und unterstreichen den Ensemblecharakter des gesamten Komplexes.
Die Maschinenhalle wurde als erstes Industriebauwerk in Deutschland unter Denkmalschutz gestellt und wurde zunächst vom Deutschen Bergbaumuseum in Bochum betreut. 1981 integrierte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Zeche in das dezentrale Westfälische Industriemuseum. Nach und nach wurden die umliegenden Gebäude restauriert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Neben den eindrucksvollen Bauwerken sind auch die Außenanlagen Teil des Museums. Die Kohleverladestation, der ehemalige Zechenbahnhof und ein begehbares Fördergerüst gehören zu den Attraktionen.
1999 wurde die Dauerausstellung Musterzeche eröffnet. In dieser wird die Sozial- und Kulturgeschichte des Ruhrgebiets sowohl für Erwachsene als auch für Kinder anschaulich dargestellt. Die Ausstellung thematisiert das Ausbildungswesen des Ruhrbergbaus, die Entwicklung des betrieblichen Hygiene- und Gesundheitswesen sowie die Anstrengungen zur Reduzierung von Arbeitsunfällen.
Speziell für Kinder gibt es den museumspädagogischen Erlebnisraum Kinderkeller und es werden spezielle Kinderführungen über das Museumgelände angeboten. Ein 2006 fertiggestellter Kinderspielplatz rundet das Angebot für Kinder ab.
Die Räumlichkeiten des Museums werden zunehmend auch als Veranstaltungs- und Tagungsort genutzt und können gemietet werden. Unter anderem war die Maschinenhalle schon Spielort im Rahmen des Klavierfestivals Ruhr.
Für das leibliche Wohl sorgt das Restaurant "Pferdestall" auf dem Museumsgelände.
Seit vielen Jahren wird die Zeche Zollern als Veranstaltungsort für Produktionen aus der Region genutzt. Zu den bekanntesten zählt der vom freien Theater Fletch Bizzel alljährlich organisierte Geierabend, eine Persiflage auf die parallel stattfindenden Prunksitzungen im rheinischen Karneval.
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